Gut zu wissen
Die meisten Fahrer gewöhnen sich innerhalb weniger Tage an den Linksverkehr. Mit jedem gefahrenen Meter werdet ihr sicherer. Doch gerade am Anfang wird einiges an Umdenken und Konzentration notwendig.
Selbst manchem geübten Autofahrer graut es bei der Vorstellung, im Linksverkehr unterwegs zu sein. Oft verzichten Reisende aus diesem Grund sogar darauf, in Ländern mit Linksverkehr mit dem Mietwagen auf Erkundungstour zu gehen. Dabei ist das Fahren auf der "falschen" Seite weiter verbreitet, als ihr denkt: Weltweit fahren mehr als zwei Milliarden Menschen links! In 59 von insgesamt 221 Staaten und Gebieten der Erde gilt derzeit Linksverkehr! Doch egal, ob in Australien, Südafrika oder Irland: Die schönsten Ecken sind oft nur mit einem fahrbaren Untersatz erreichbar. Wir haben euch 12 praktische Tipps zusammengestellt, die helfen, den ungewohnten Linksverkehr zu meistern.
Gerade bei ungewohntem Linksverkehr ist es wichtig, dass euch die Bedienung der wichtigsten Funktionen wie Licht, Scheibenwischer oder Bordelektronik nicht zusätzlich ablenkt. Wählt daher auch den Mietwagen danach aus, welches Fahrzeug ihr im Alltag gewohnt seid. Da ihr in den meisten Fällen weder Marke noch Modell bei der Buchung fest wählen könnt, achtet zumindest bei der Größe des Fahrzeugs auf bekannte Dimensionen. Erhaltet ihr vor Ort ein euch unbekanntes Fabrikat – etwa einen Renault Mégane statt eines Opel Astra oder VW Golf – fragt einfach freundlich nach, ob ihr auf einbekanntes Fahrzeug wechseln dürft. Dann könnt ihr euch voll auf den Linksverkehr konzentrieren und müsst nicht erst überlegen, mit welchem Hebel nun das Licht angeschalten wird.
Unabhängig davon, was für ein Auto ihr letztendlich bekommen habt, werdet ihr euch an das „spiegelverkehrte“ Fahrzeug für den Linksverkehr erst gewöhnen müssen. Macht euch in jedem Fall vor der ersten Fahrt mit den verschiedenen Funktionen vertraut:
Fahrt während der ersten Stunden ruhig besonders defensiv, um euch an Fahrzeug und Sitzposition im rollenden Verkehr zu gewöhnen. Sucht euch zum Beispiel einen Einheimischen, dessen Fahrverhalten für euch angenehm ist und das ihr studieren könnt. Wählt zudem ein Tempo, mit dem ihr euch wohlfühlt. Bedenkt, dass im Gegensatz zu Deutschland bei Linksverkehr die rechte Spur zum Überholen gedacht ist. Wenn ihr direkt an einem Flughafen oder Stadtzentrum startet, nutzt die Zeit, um möglichst oft zu schalten, bevor ihr auf die Autobahn fahrt. So trainiert ihr die Koordination. Es wird euch auch niemand schief ansehen, wenn ihr noch auf dem Parkplatz des Mietwagenanbieters ein paar Proberunden dreht.
Viele Linksverkehr-Neulinge kennen die Situation: Kurz nicht nachgedacht, schon schlägt man aus Versehen mit der rechten Hand in die Fahrertür, in der Annahme, dort sei der Schaltknüppel. Stresssituationen lassen sich im Straßenverkehr natürlich nie vermeiden. In solchen neigen Autofahrer dazu, bekannte Bewegungsmuster reflexartig anwenden zu wollen. Bemüht euch, in den ersten Tagen konzentriert zu bleiben und besonders vorausschauend zu fahren. Geht jede Schaltbewegung in Gedanken bewusst mit, während ihr sie ausführt. Das trägt dazu bei, dass die Bewegung schnell in Fleisch und Blut übergeht. Und es passiert euch nicht, dass ihr im Affekt rechts ranfahrt oder auf der falschen Seite nach dem Schalthebel sucht.
Egal, an welcher Position sich Blinker und Scheibenwischer im Mietwagen letztendlich befinden: Ein bisschen Anpassung ist in jedem Fall erforderlich. Bei Fahrzeugen, die in Ländern mit Rechtsverkehr gefertigt wurden, befinden sich in der Regel auch Scheibenwischer und Blinker an der gewohnten Position. Aber Achtung: In diesem Fall müsst ihr euch daran gewöhnen, mit derselben Hand zu schalten, mit der ihr auch den Blinker betätigt. Ein Vorgang, der zuhause parallel durchgeführt werden kann, benötigt nun Koordination. Gerade in Ländern mit vielen Kreisverkehren solltet ihr euch daher angewöhnen, erst zu blinken und dann den Gang zu wechseln.
Als wäre die Umstellung bei Schaltung, Blinker und Scheibenwischer nicht schon genug, müsst ihr euch auch noch an neue Blickrichtungen gewöhnen. Ihr werdet schnell feststellen, dass sich etwa die Position der Spiegel im Kopf eingebrannt hat. Das Problem: In der Blickrichtung, in der sich bei Rechtsverkehr sonst der linke Seitenspiegel befindet, ist plötzlich nur noch die Mittelkonsole zu finden. Hier hilft es meist, die Spiegel von Anfang an möglichst ausgiebig zu nutzen (auch wenn ihr sie in diesem Moment gar nicht braucht), um euch an deren neue Positionen zu gewöhnen.
Schon die Kinder lernen es so: Beim Überqueren der Straße wird erst nach links, dann nach rechts und dann wieder nach links geschaut. Doch in Ländern mit Linksverkehr gilt diese über Jahrzehnte verinnerlichte Regel nicht mehr. Ob als Fußgänger oder Autofahrer – die Gefahr kommt von rechts. Tatsächlich wird euch diese Umstellung wohl am schwersten fallen. Nicht umsonst findet sich an Fußgängerüberwegen in Ländern mit Linksverkehr vielfach die Aufforderung „look right“. Aber selbst wenn ihr wisst, dass ihr nach rechts schauen müsst, werdet ihr instinktiv oft zuerst nach links blicken. Da hilft nur eins: Langsam und vorsichtig vortasten und lieber einen Blick zu viel als zu wenig riskieren.
Es mag kurios erscheinen, aber viele Autofahrer, die zum ersten Mal auf der linken Straßenseite unterwegs sind, fahren instinktiv zu weit links. Auf engen Straßen kann euch das schnell den Außenspiegel kosten oder einen Kratzer einbringen. In diesem Fall ist es hilfreich, sich am Mittelstreifen zu orientieren und möglichst nah in der Mitte zu fahren. Auch der Beifahrer oder ein vorausfahrender Einheimischer können eine gute Hilfe sein. Wenn alle Stricke reißen, hilft ein alter Trick, den viele noch aus der Fahrschule kennen dürften: Durch den Abrieb der Reifen bilden sich über die Jahre auf fast allen Straßen zwei dunkle Streifen auf dem Asphalt mit einem hellen Streifen in der Mitte. Solange ihr als Fahrer diesen hellen Streifen mittig anvisiert, solltet ihr meist auf der wortwörtlich sicheren Seite sein.
Viele Neulinge haben Angst vor der ersten Fahrt im Linksverkehr. Dabei ist der zweite Tag eigentlich mit mehr Risiken verbunden. Und das hat gleich mehrere Gründe. Während ihr am ersten Tag noch voll konzentriert in Anbetracht der neuen Situation unterwegs seid, nimmt eure Selbstsicherheit immer mehr zu. Gleichzeitig nimmt die Konzentration ab. Nicht wenige vergessen daher zum Beispiel, sich nach dem Abbiegen auf der linken Spur einzuordnen. Aber nicht nur mangelnde Konzentration ist am zweiten Tag ein großes Problem: Viele Fahrer haben über Nacht schnell wieder vergessen, dass sie überhaupt im Linksverkehr unterwegs sind und folgen am nächsten Morgen den alten Gewohnheiten.
Eines der größten Risiken beim Linksverkehr stellt das Abbiegen dar. Beim reinen Geradeausfahren könnt ihr euch voll darauf fokussieren, die richtige Spur zu halten, beim Abbiegen werdet ihr jedoch schnell aus der Konzentration gerissen (beispielweise durch Ampeln oder Betätigen des Blinkers). Die Gefahr, nach dem Abbiegevorgang auf der falschen Spur weiterzufahren, ist besonders groß. Es mag albern erscheinen, aber weist euch während des Abbiegens immer wieder selbst auf das Linksfahren hin. Denkt außerdem daran, dem Gegenverkehr beim Rechtsabbiegen Vorfahrt einzuräumen.
Ein kleiner Tipp: Bevor ihr im Urlaub das erste Mal den Tank befüllt, lohnt sich ein kurzer Blick auf die Position des Tankdeckels. Anders als viele vermuten, befindet sich dieser bei Autos, die in Ländern mit Rechtsverkehr gefertigt wurden, auf der gewohnten (also rechten) Seite. Bei vielen japanischen Modellen ist der Tankdeckel jedoch ebenfalls links zu finden. Nicht wenigen Autofahrern ist die Position des Tankdeckels an der Zapfsäule schon zum – zugegeben lustigen – Verhängnis geworden. Auf welcher Seite ihr den Tankdeckel findet, verrät übrigens auch ein kleiner Pfeil auf der Tankanzeige im Armaturenbrett des Autos. Häufig findet ihr diesen direkt neben dem kleinen Zapfsäulensymbol, wie oben im Bild.
Je mehr Zeit ihr im Linksverkehr verbringt, desto mehr Zeit benötigt ihr, euch wieder an das Rechtsfahren zu gewöhnen. Vielen Urlaubern ist die erneute Umstellung nach der Reise zum Verhängnis geworden. Oft ist die Verlockung, nach dem Linksabbiegen auf der falschen Spur weiterzufahren, einfach zu groß. Wie lange die Gewöhnung an den einheimischen Verkehr dauert, hängt dabei von vielen Faktoren ab. Aber grundsätzlich dürfte es bereits nach wenigen Minuten am Steuer wieder „klick“ machen. Bis dahin könnt ihr die oben genannten Tipps ruhig auch auf das Fahren im Rechtsverkehr übertragen.
Das Linksfahren benötigt zunächst eine kleine Eingewöhnungsphase. Noch etwas mehr Konzentration als üblich im Straßenverkehr ist gefragt! Erinnert euch immer wieder selbst daran, dass ihr auf der anderen Seite unterwegs seid und bittet auch eure Mitfahrer, euch in unregelmäßigen Abständen einfach mal darauf hinzuweisen. Doch sobald ihr euch dran gewöhnt habt, macht das Autofahren gleich noch mehr Spaß! Ihr habt Lust bekommen? Dann findet hier euren Mietwagen für den nächsten Urlaub – ob mit Rechts- oder Linksverkehr.
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